Regisseur Claude Lanzmann (Shoah) stirbt mit 92 Jahren
Düsseldorf [ENA] Claude Lanzmann: der französische Journalist, Historiker und weltweit anerkannte Regisseur starb diese Woche mit 92 Jahren. Nun drücken Filmschaffende ihr Beileid aus. Trotz seines Alters hatte Claude Lanzmann bis in seine letzten Jahren eine aktive Filmkarriere.
Sein letztes Werk war eine Dokumentation mit dem Namen 'Les Quatre Soeurs', die erst letzte Woche in die französischen Kinos kam. Hierbei erzählt Lanzmann die Geschichte von vier Holokaust-Überlebenden und macht Geschichte erneut greifbar. Wir haben es Lanzmann zu verdanken, dass selbst die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte nicht verborgen bleiben. 'Shoah', eine Dokumentation, in der Lanzmann 11 Jahre Recherche auf die Leinwand bringt, ist wohl das renommierteste seiner Werke. Die Neuneinhalb Stunden Film zeigen Interviews mit Überlebenden, Zeugen und Übeltätern des dritten Reichs.
Selbst ohne historische Filmaufnahmen wird in dieser Doku vor allem eins klar: viele Deutsche wussten was in den Konzentrationslagern geschah, doch sind aus Angst still geblieben. In einem Interview mit der New York Times erklärte Lanzmann, dass Stimmen von Überlebenden die heute mit uns weilen, eine weitaus kräftigere Wirkung haben als stumme Schwarzweiss Bilder. Roger Ebert bezeichnete 'Shoah' als einen der wichtigsten Filme aller Zeiten. "Es gibt keine Standardreaktion auf dieses Meisterwerk. Ich habe schon viele Dokus über den Holocaust gesehen, doch 'Shoah' hat einen gewaltigen, bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Die 550 Minuten Film sind gefüllt mit Wut und Schmerz inmitten einer sehr dunklen Periode unserer Geschichte."
Für Lanzmann war der Holokaust tiefgreifend emotional. Als Teil einer jüdischen Familie wurde er 1925 in Paris geboren und schon bald dazu gezwungen von den Nazis zu fliehen. Mit 17 Jahren war Lanzmann motiviert sich zur Wehr zu setzen und trat der komministischen Widerstandskraft in Frankreich bei. Seither hatten fast alle Werke von Lanzmann einen politischen Hintergrund - egal ob als Journalist, Historiker oder Filmemacher. Er kritisierte Frankreichs Beteiligung in Algerien, und verteidigte Israel. 2004 und 2015 schaffte er es auch nach Pyongyang in Nordkorea, um mit ungefilterten Eindrücken aus dem abgeschirmten Regime zu berichten. Daraus entstand der Dokumentarfilm Napalm.
Pierre Lascure, Präsident des Filmfestivals in Cannes, sagte, dass Lanzmann "erst letzten Mai den Roten Teppich hinauf ging und den Kampf gegen die Zeit stolz porträtierte. Er ist jetzt fort - und mit ihm auch ein wichtiger Bestandteil unserer Zivilisation."